Was für ein Abend! Den höchsten Pflichtspiel-Sieg seit fast zehn Jahren fuhren die ProA-Basketballer von Phoenix Hagen am Samstagabend ein. Das 99:55 (42:25) am 23. Spieltag gegen die OrangeAcademy geriet zum Schützenfest. Zudem machte eine umjubelte Ankündigung den 2.169 Zuschauern in der Arena am Ischeland Lust auf das nahende Doppel-Heimspielwochenende: Bei der Partie gegen die RÖMERSTROM Gladiators Trier am Sonntag, 4. März, wird der eigens eingeflogene David Bell, langjähriger Phoenix-Kapitän, offiziell verabschiedet. Sein Trikot mit der Rückennummer 5 soll neben die Leibchen von Matthias Grothe (9) und Bernd Kruel (15) unter das Hallendach gezogen werden.
Das Personal:
Phoenix Hagen startete mit Jonas Grof, Jannik Lodders, Derreck Brooks, Dominik Spohr und Alex Herrera. Auf Marco Hollersbacher (fiebrige Erkältung) musste Headcoach Kevin Magdowski verzichten. Dafür wurde kurz vor Spielbeginn eine freudige Nachricht bekanntgegeben: Joel Aminu hat seinen Vertrag bei den Feuervögeln um zwei Jahre verlängert. Den Gästen fehlten drei mit Doppellizenz ausgestattete Stammkräfte. David Krämer, Joschka Ferner und Till Pape blieben in der Heimat, wo ratiopharm ulm im Halbfinale des easyCredit TOP FOUR stand, das allerdings mit 73:84 gegen Bayern München verloren wurde. Die OrangeAcademy begann mit Marcell Pongo, Nicolas Möbus, Christoph Phillips, Nils Mittmann und Björn Rohwer.
Der Spielverlauf:
Die 2:0-Führung zu Beginn holte sich Phoenix eher untypisch durch je einen Freiwurf von Herrera und Lodders. Danach ging es recht zäh mit einigen Führungswechseln weiter, ehe der erste Hagener Dreier durch Spohr zum 9:7 den Knoten platzen ließ (5.). Nach einem Günther-Dreier verschafften sich die Feuervögel ein kleines Polster von 16:9 (7.). Mit einem leicht höheren Vorsprung beim 25:17 endete das erste Viertel.
Das zweite Viertel begann zerfahren. Beide Teams trafen schwach, was die je nur drei Punkte nach knapp vier Minuten belegten. Erneut brauchte es einen Dreier zum Wachwerden, diesmal von Grof zum 31:20 – die erste zweistellige Führung (14.). Phoenix kontrollierte den Gegner in der Defense, hielt die Ulmer in der ersten Hälfte deutlich unter 30 Punkte und ließ im zweiten Viertel sogar nur acht Zähler zu. Zur Pause hieß es 42:25.
Die Feuervögel kamen mit dem Ehrgeiz aus der Kabine, den Sack zuzumachen. Und das gelang eindrucksvoll: Spätestens, als Grof und zweimal Brooks mit drei Distanztreffern hintereinander aus einem 47:29 ein 56:29 machten (25.), zweifelte wohl kaum einer mehr am Sieg der Hagener. Der 27-Punkte-Vorsprung hielt sich auch zum Viertelende ein Weilchen, ehe Aminu per Dreier mit der Sirene zum 69:39 noch einen drauf setzte.
Das Schlussviertel gestaltete sich als Machtdemonstration. Immer weiter schraubte Phoenix den Vorsprung in die Höhe. Aminu setzte, nachdem er sich den Ball selbst erkämpft hatte, den Schlusspunkt zum 99:55 und wurde mit 21 Punkten Topscorer. Er war es auch, der aus Respekt vor dem Gegner darauf verzichtete, den letzten Phoenix-Angriff auszuspielen und die 100-Punkte-Marke zu knacken.
Das Fazit:
Genau drei Wochen war das bislang letzte Heimspiel her – die längste Pause in der gesamten Saison. Umso schöner, dass die Partie gegen die OrangeAcademy noch erfolgreicher verlief als der Heimsieg gegen die NINERS Chemnitz. Tatsächlich bedeutete das 99:55 gegen den Ulmer Nachwuchs den höchsten Phoenix-Sieg seit dem 11. Oktober 2008. Damals gab es in der Aufstiegssaison ein 124:70 gegen den TV Lich. Die Humba durfte mit Jasper Günther der jüngste Hagener auf dem Feld anstimmen. Der 18-Jährige brach mit 21:26 Minuten, 13 Punkten, vier Assists und zwei Steals gleich vier persönliche Rekorde. Die Zeiten der neun eingesetzten Phoenix-Spieler waren extrem ausgeglichen verteilt: von 19:49 (Herrera) bis 25:16 Minuten (Lodders). Die guten Nachrichten von Aminus Verlängerung und Bells Besuch beim Trier-Spiel machten das einzige Phoenix-Heimspiel im Februar zu einem rundum gelungenen Abend.
Die Trainerstimmen:
Kevin Magdowski (Phoenix Hagen): „Bei der OrangeAcademy fehlten heute drei wichtige Spieler. Das ist für so eine junge Mannschaft sehr schwierig. Die Hälfte von ihnen hat keinen Führerschein. Es war phänomenal, wie diese Spieler agiert haben, das sind Top-Talente. Mit unserer Verteidigung war ich in den ersten fünf Minuten nicht hundertprozentig zufrieden. Wir haben viele Zweikampfsituationen verloren, das darf nicht passieren. Trotzdem ist es toll, wie wir die zweiten fünf des zweiten und ersten fünf Minuten des dritten Viertels genutzt haben. Dieser Run hat das Ergebnis sehr deutlich gemacht. Es war professionell, dass Aminu am Ende nicht krampfhaft versucht hat, den 100. Punkt zu machen, auch wenn es für das Publikum schade war. Einer so jungen Mannschaft wie Ulm muss man nicht noch den Dolchstoß versetzen.“
Daniel Jansson (OrangeAcademy): „Das war heute sehr enttäuschend für uns. Ich möchte gar nicht über das Endergebnis reden. Wir versuchen, uns jede Woche zu verbessern und nach vorne zu schauen. Wir müssen wettbewerbsfähiger werden. Nach gutem Anfang hätten wir heute viel besser im Spiel bleiben sollen. Die Eins-gegen-eins-Defense war ein Desaster. Dann haben wir die Köpfe hängen lassen, was uns viel gekostet hat. Hagen hat einen tollen Job gemacht, unsere Schwächen erkannt und genutzt. Sie waren das physisch stärkere Team.“
Die Statistik:
Phoenix Hagen – OrangeAcademy 99:55 (42:25)
Phoenix Hagen: Aminu (21/3, 5 Reb.), Baumann (15), Günther (13/1, 4 Ass.), Grof (12/2, 6 Reb., 9 Ass.), Herrera (11, 7 Reb.), Lodders (10/1, 9 Reb., 4 Ass.), Spohr (9/3), Brooks (8/2), Godbold (6 Ass.).
OrangeAcademy: Bretzel (11/1, 7 Reb.), Fazekas (9/1), Philipps (9/1), Pongo (9), Möbus (7/2, 8 Reb.), Rohwer (7/1, 6 Reb.), Stoll (3), Mittmann, Ensminger, Lanmüller.
Stationen: 11:9 (5.), 25:17 (10.), 31:22 (15.), 42:25 (20.), 56:29 (25.), 69:39 (30.), 89:47 (35.), 99:55 (40.).
Zuschauer: 2.169
Phoenix Hagen